Nun wird es wieder Zeit fuer einen kleinen Bericht aus Indien. Es wird heisser und heisser, mittlerweile sind die Mangos reif und gluecklicherweisse gibt es auch ein paar Mangobaeume im Garten.
In meinen restlichen Tagen in Aluva, hatte ich die Moeglichkeit viele soziale Einrichtungen zu besuchen. In zwei Einrichtungen hatten haftentlassene Maener die Chance sich fuer ein halbes Jahr an das Leben ausserhalb des Gefangnises zu gewoehnen, des weiteren hatte ich die Moeglichkeit ein Zuhause fuer 20 psychisch kanke Frauen kennen zu lernen. Besonders beruehrt hat mich ein Heim in dem 110 schwerst geistig behinderte Frauen und Maedchen leben, die meisten von ihnen wurden von ihren Familien verstossen, teilweisse hat man sie hilflos am Bahnhof liegend gefunden. Es gibt noch viele Menschen die aufgenommen werden koennten, aber die Kapazitaeten sind schon jetzt gesprengt. In zwei weiteren Heimen leben Frauen, die aus unterschiedlichen Gruenden nicht mehr zu Hause wohnen koennen, z.B. sind zwei geistig
behindert, andere haben psychische Probleme, eine wurde von ihren Eltern zur Prostitution gezwungen, und eine Frau war 15 Jahre im Gefaengins, weil sie ihr Kind umgebracht hat. Jede der Frauen hat ihre eigene tragische Geschichte. Zuletz war ich noch in einem Zentrum, in dem fuer 6 Wochen Menschen mit einer Alkohol- oder Drogensucht aufgenommen werden und vor Ort therapiert werden.
In den verschiedenen Einrichtungen, die von Nonnen verschiedener Orden oder von Pfarrern gefuehrt werdn, war es unglaublich interessant. Die meisten z.B. der Gefangenen sprachen Englisch, so konnte ich mich gut mit ihnen unterhalten, auch ein paar der jungen Frauen konnten Englisch oder haben sich zumindest sehr bemueht, sich mit mir zu verstaendigen. Letzte Woche bin ich dann von Aluva nach Trivandrum gefahren, hier habe ich zwei Tage in einem Heim fuer haftentlassene Frauen verbracht. Die meisten von ihnen kamen allerdings aus anderen Gruenden, da die Haftetnlassenen mittlerweile von ihren Familien wieder aufgenommen werden. Was mit Sicherheit auch mit der Familienarbeit, die hier Schwestern und Pfarrer leisten zu tun hat.
Da Trivandrum unmittelbar in der Naehe von den schoenen Straenden in Kovalam und Verkala liegt, habe ich noch ein paar Tage am Meer verbracht. Auch diese Zeit konnte ich sehr geniessen, dies war der erste Ort an dem ich Touristen gesehen habe. Es
waren viele Backpacker unterwegs, mit denen ich gemuetlich in den Tag gelebt habe. Wir konnten schoene Sonnenuntergaenge geniessen, in einem der zahlreichen unmittelbar an den Klippen gelegenen Restaurants essen, zusammen Fussball spielen oder bei einem tropischen Regen einen Film schauen. Die indischen Restaurantbesitzer und Verkaeufer konnten sehr gut Englisch und waren an vielen Gespraechen mit ihren Kunden interessiert. Die Tage in den touristischen Orten waren eine neue Erfahrung, da es ausserhalb der Saison war, war nicht viel los. Man hat gemerkt das die Menschen hier auf den Tourismus angewiessen sind und darum gebetelt haben, dass man etwas kauft. Hier ist es mir manchmal schwer gefallen einfach weiter zu laufen, da ich das Gefuehl hatte, dass es wirklich ein gerechtfertigtes betteln war, aber man kann ja auch nicht in jedem Geschaeft etwas kaufen. Mit dem Betteln allgemein in Indien finde ich schwierig umzugehen, da man als “Weisse” so oft angesprochen wird, dass es unmoeglich ist jedem etwas zu geben. Manchmal frag ich mich dann, wieso ich dem jetzt was gegeben habe und dem vorher nicht, man macht es irgendwie aus dem Gefuehl heraus. Es ist sehr schwierig es auszuhalten einem nichts zu geben, der 10 min. vor einem steht und so aussieht als ob er morgen nicht ueberleben wird. Ich denke hier gibt es nicht wirklich die eine richtige Loesung, sondern jeder muss seinen eigenen Weg finden, damit umzugehen.
Nachdem ich am Mittwoch 11 Stunden im Zug verbracht habe, bin ich wieder in Kottur, hier war ich in meinen ersten Tagen. Mittlerweile haben die Maedchen Ferien, die Haelfte der Kinder ist hier geblieben , sie bekommen von Sr. Jacinta Englischunterricht. Es ist schoen wieder hier zu sein, da ich mich hier sehr wohl fuehle und die Maedchen und Schwestern schon kennen.
Viele gruesse aus Indien
Wirklich tolle Initiative! Gratuliere!
AntwortenLöschenJochen