Montag, 11. November 2013

Sister Lucia

Da in der St. Roberts School Ferien waren, durften wir für 3 Tage zu Schwester Lucia. Sie kommt aus Österreich und lebt schon seit über 60 Jahren in Indien. Wir freuten uns sehr auf unseren Besuch, da wir schon viele interessante Dinge über sie und ihr Leben gehört hatten. Sister Lucia hat 24 Kinder groß gezogen und einige von ihnen sind schon verheiratet. Die Kinder sind schon erwachsen und haben sehr gute Ausbildungen. So sind viele Mädchen Lehrerinnen und einige Jungs studieren etwas Soziales oder arbeiten schon.
Wir wurden sehr herzlich von ihr aufgenommen. Zuerst wurde uns das große Grundstück gezeigt mit Hühnern, Kühen und Gänsen. Überall wachsen verschiedene Bäume, alles ist wirklich sehr schön gepflegt und doch wirkt ihr Grundstück wie ein kleiner Urwald. Es ist immer etwas zu tun, doch die Schwester kümmert sich gut um ihre zwei Häuser. Selbst mit 84 Jahren wuselt sie immer fröhlich durch die Gegend und kümmert sich um alles.
Zwei größere Söhne von ihr, Sanjeev und Vinay, zeigten uns am ersten Tag gleich die Universität von Hazaribagh, einen See und einen Berg von dem man sehr schön ins Tal schauen konnte. Sie gaben sich sehr viel Mühe und waren überaus nett zu uns.

Eva beim Ausflug an den See

Zusammen mit den Töchtern machten wir später noch Nimki und Chinese Donuts. Immer wieder verwickelten wir uns in spannende Gespräche mit ihnen und vor allem mit Sister Lucia. Dabei erfuhren wir schon einige traurige und abenteuerliche Geschichten von Kindern, die sie kennt oder aufgezogen hatte.

Angelina backt mit Shalini

Abends gingen wir mit unserer netten Begleitung zu einer weiteren Tochter und ihrer Familie. Die Hindus feierten an diesen Abend das hinduistische Festival Chhath. Dem Hindu- Sonnengott Surya wird dabei für das Leben auf der Erde gedankt. Vom Haus der Familie konnte man gut auf einen kleinen See sehen. Dort stiegen einige Frauen ins Wasser und tauchten einige Male unter. Die Frauen bleiben normalerweise die ganze Nacht über im Wasser und fasten, doch diese gingen nach einem Bad schon wieder nach Hause. Es war spannend das Ritual von so nahe, aber doch aus sicherer Entfernung zu sehen.


Die Frauen baden im See. Ihre Familien sind dabei.

Anschließend aßen wir mit der sehr lieben Familie indische Süßigkeiten und tranken Chai – wir haben uns wirklich sehr wohl gefühlt.

Am nächsten Tag feierte William, ein adoptiertes Kind mit trauriger und interessanter Lebensgeschichte seinen 50. Geburtstag, bei dem zuerst eine große Messe gefeiert und anschließend für alle ein leckeres Mittagessen gegeben wurde. Danach ließen wir uns von einer Bekannten eine Werkstatt zeigen, in der Taschen, Sarees und Souvenirs aus Papier oder Schlamm von Hand gefertigt werden.
Nach einem weiteren Besuch einer Tochter von Lucia saßen wir zusammen mit der Schwester am Tisch und sie erzählte uns einige spannende Geschichten. Die Anekdoten über Verbrechen, Missbrauch und Gefängnis gingen uns sehr ans Herz, über die Politik in Indien erfuhren wir auch einiges und wir hoffen, dass die Wahlen nächstes Jahr nicht zu negativ ausfallen werden. Wir unterhielten uns über die Vergewaltigungen, die unter anderem in Indien passieren und sie sagte auch, dass man sich eben anpassen muss und sehr aufpassen sollte. Sie erzählte uns eine Geschichte über ein Mädchen, das drei Jungs beschuldigt hatte, sie gefangen gehalten zu haben, doch ursprünglich hatte sie die drei  bestochen und nach Geld gefragt, das sie nicht hatten. Alle glaubten der armen Frau und sofort wurden Schulen und Geschäfte geschlossen damit alle auf die Straße gehen konnten, um gegen die Männer zu protestieren. Wir merkten, dass in Indien leider vieles sehr falsch dargestellt wird, es viel zu viele Betrüger gibt und alles für Propaganda genutzt wird. Ebenso konnten wir uns ein Bild machen, wie viel Sister Lucia in all den Jahren geleistet hat und wir sind zutiefst beeindruckt.
Am Sonntag wurde hier das Fronleichnams Fest nachgeholt, da man im heißen Sommer keine Prozession durchführen kann. Wir gingen um 11 in die schöne Messe und liefen wir bei der Prozession mit. Es waren unglaublich viele Menschen auf der Straße. Alle sangen und tanzten und es gab auch viele Zuschauer, die einfach daneben standen. Danach wurden wir zurückgebracht, bekamen ein kleines Festessen und verbrachten noch den schönen sonnigen letzten Tag  bei Schwester Lucia.


Die Fronleichnamsprozession

Es waren schöne, spannende drei Tage bei ihr und ihren Kindern. Wir freuen uns sehr, dass wir sie, ihre Geschichten und ihre Werke kennen lernen durften.
Liebe Grüße in das kalte Deutschland aus dem 27° Grad warmen Indien.
Eure Eva und Angelina

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