Freitag, 18. Januar 2013

Aufbruch nach Ranchi


Wenn morgens früh um 5 Uhr das Taxi auf sich warten läßt, hat das noch nichts zu bedeuten. Wir haben den Flughafen recht pünktlich erreicht. Der Jet Airways Flieger nach Ranchi über Kalkutta war auch pünktlich da, startete jedoch nicht sofort, da sich der Morgennebel – ein Gemisch aus dem Dunst der Morgenkühle und den Abgasen des vergangenen Tages – nur zögerlich verzog.
Da wir in Kalkutta bei pünktlichem Abflug lediglich 30 Minuten zum wechseln des Fluggerätes hatten, ahnten wir bereits schlimmes indisches Ungemach. Es kam wie es kommen mußte: Der Anschlußflug Kalkutta-Ranchi erhob sich in die Lüfte ohne auch nur eine Sekunde Gedanken an die Abwesenheit von 11 gebuchten Europäern zu verschenken.
Aber der nette Herr vom Morgendienst am Jet Airwaysschalter half uns natürlichweiter.
Er war ein Mensch, der keinen Hehl daraus machte, nicht einer unteren Kaste anzugehören. Das konnten wir bei dem Versuch feststellen, neue Tickets für einen Flug nach Ranchi zu bekommen. Eine Frau mit Kleinkind kam an seinen machtbehafteten Schalter und wurde von ihm derart herrisch, arrogant und unverschämt abgewiesen, wie es nur ein Jet Airways Bediensteter gehobener Kastenzugehörigkeit machen, der sich seiner geradezu unendlichen Macht bewußt ist.

Unsere Boardkarten brauchten demnach auch eine gefühlte Ewigkeit, um vom vom Mahahradschas hinter dem Desk ausgedruckt zu werden. Das unsere Koffer auch nach Ranchi sollten, schien er jedenfalls begriffen zu haben, den ein – wie auch anders zu erwarten – ein unterkastiger Laufbursche wurde von ihm beauftragt die neuen Kofferetiketten auf die unseren zu kleben. Erste vermehrte Zweifel, ob er denn dieser verantwortungsvollen Aufgabe auch gewachsen sei, bestätigten sich dann am Abend in Ranchi nicht: Alle Koffer hatten die Reise gut und vollzählig überstanden.
Eigentlich um die Mittagszeit, flogen wir nun erst um 18 Uhr nach Ranchi – mit einer Turboprop Propellermaschine. Dieses Erlebnis und Fluggefühl entschädigte uns dann für dann für den unfreiwilligen halben Tag Aufenthalt in Kalkutta, der Metropole am Ganges…. Die bekamen wir allerdings nicht zu sehen, das der Flughafen  ziemlich ausserhalb liegt.
Nach einer Stunde Flug kamen wir dann im bereits dunklen Ranchi an und wurden herzlich und mit einer Rose von den Sisters empfangen. Allen voran Sister Clarentia, der Schweizer Ordensfrau die bereits seit 1964 in Indien lebt und arbeitet. Zudem begrüßte uns eine alte Freundin: Sister Roseline, die 2 Jahre in Deutschland – Oberrimsingen verbracht hat um als Dolmetscherin die deutsche Sprache zu lernen.
Da es mittlerweile sehr spät geworden war, wurden wir für die Nacht in einem Hotel untergebracht und fuhren nicht noch in den Convent nach Chandill.
Dieses Hotel dünstete in jeder Fuge, jeder Stuck Applikation, dem lichten Innehof und seinem kolonialen Speisesaal die Zeiten aus, die die Engländer vor einiger Zeit nach Inden gebracht hatten.
Nach einem hervorragenden Abenddinner verbrachten wir eine Nacht in ausgestreckter Position, wohlgebettet und sogar mit Flachbildschirm und geschätzten 250 indischen Sendern ausgestatteten Zimmer, ohne auch nur eine Minute das Bedürfnis zu haben, diese Sender zu evaluieren.


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