Wenn
morgens früh um 5 Uhr das Taxi auf sich warten läßt, hat das noch nichts zu
bedeuten. Wir haben den Flughafen recht pünktlich erreicht. Der Jet Airways
Flieger nach Ranchi über Kalkutta war auch pünktlich da, startete jedoch nicht
sofort, da sich der Morgennebel – ein Gemisch aus dem Dunst der Morgenkühle und
den Abgasen des vergangenen Tages – nur zögerlich verzog.
Da wir
in Kalkutta bei pünktlichem Abflug lediglich 30 Minuten zum wechseln des
Fluggerätes hatten, ahnten wir bereits schlimmes indisches Ungemach. Es kam wie
es kommen mußte: Der Anschlußflug Kalkutta-Ranchi erhob sich in die Lüfte ohne
auch nur eine Sekunde Gedanken an die Abwesenheit von 11 gebuchten Europäern zu
verschenken.
Aber
der nette Herr vom Morgendienst am Jet Airwaysschalter half uns
natürlichweiter.
Er war
ein Mensch, der keinen Hehl daraus machte, nicht einer unteren Kaste
anzugehören. Das konnten wir bei dem Versuch feststellen, neue Tickets für
einen Flug nach Ranchi zu bekommen. Eine Frau mit Kleinkind kam an seinen
machtbehafteten Schalter und wurde von ihm derart herrisch, arrogant und
unverschämt abgewiesen, wie es nur ein Jet Airways Bediensteter gehobener
Kastenzugehörigkeit machen, der sich seiner geradezu unendlichen Macht bewußt
ist.
Unsere
Boardkarten brauchten demnach auch eine gefühlte Ewigkeit, um vom vom
Mahahradschas hinter dem Desk ausgedruckt zu werden. Das unsere Koffer auch
nach Ranchi sollten, schien er jedenfalls begriffen zu haben, den ein – wie
auch anders zu erwarten – ein unterkastiger Laufbursche wurde von ihm
beauftragt die neuen Kofferetiketten auf die unseren zu kleben. Erste vermehrte
Zweifel, ob er denn dieser verantwortungsvollen Aufgabe auch gewachsen sei,
bestätigten sich dann am Abend in Ranchi nicht: Alle Koffer hatten die Reise
gut und vollzählig überstanden.
Eigentlich
um die Mittagszeit, flogen wir nun erst um 18 Uhr nach Ranchi – mit einer
Turboprop Propellermaschine. Dieses Erlebnis und Fluggefühl entschädigte uns
dann für dann für den unfreiwilligen halben Tag Aufenthalt in Kalkutta, der
Metropole am Ganges…. Die bekamen wir allerdings nicht zu sehen, das der
Flughafen ziemlich ausserhalb liegt.
Nach
einer Stunde Flug kamen wir dann im bereits dunklen Ranchi an und wurden
herzlich und mit einer Rose von den Sisters empfangen. Allen voran Sister
Clarentia, der Schweizer Ordensfrau die bereits seit 1964 in Indien lebt und
arbeitet. Zudem begrüßte uns eine alte Freundin: Sister Roseline, die 2 Jahre
in Deutschland – Oberrimsingen verbracht hat um als Dolmetscherin die deutsche
Sprache zu lernen.
Da es
mittlerweile sehr spät geworden war, wurden wir für die Nacht in einem Hotel
untergebracht und fuhren nicht noch in den Convent nach Chandill.
Dieses
Hotel dünstete in jeder Fuge, jeder Stuck Applikation, dem lichten Innehof und
seinem kolonialen Speisesaal die Zeiten aus, die die Engländer vor einiger Zeit
nach Inden gebracht hatten.
Nach
einem hervorragenden Abenddinner verbrachten wir eine Nacht in ausgestreckter
Position, wohlgebettet und sogar mit Flachbildschirm und geschätzten 250
indischen Sendern ausgestatteten Zimmer, ohne auch nur eine Minute das
Bedürfnis zu haben, diese Sender zu evaluieren.
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